Probsteipfarrkirche Maria Himmelfahrt
Die beweglichen und bekleideten Krippenfiguren sind bis zu 60 cm groß, restauriert in den Jahren 1989 bis 1991 von Josef Grünsteidl aus Mattighofen
GENERALSANIERUNG DER IM BILDERANHANG VORGESTELLTEN FIGUREN 1989 — 1991
Die Figuren wurden - soweit ohne mehr Schaden anzurichten - entkleidet, die Kleidung vorsichtig gereinigt, aufgefrischt,
ausgebessert und ergänzt. Bei den Hirten ist das Material teils noch alter Loden, ebenso ”alt" verarbeitet. Der größte Teil der Bekleidung dürfte von einer mindestens 50 Jahre zurückliegenden
"Neueinkleidung" stammen (Gräfin Christalnig, Frau Petrasch, Frau Grill u.a.). Das gilt ebenso für Zaumzeug und Taschen aus Kunstleder, Schabracken der Begleittiere u. ä..
Diese Accessoires wurden, sofern sie nicht auffällig störten, belassen. Auffällig ist die reiche und liebevolle Paillettenstickerei (Mohrenkönig und Begleitung,
einzelne Gelehrte), ebenso die mühsame Bestickung mit Schneckenhäuschen.
Einzelne "Gelehrte" tragen ein Chorhemd mit echter Spitze. Von den ursprünglich 5 gleichen Königskronen aus gestanztem Metall wurden zwei im Jänner 1991 vermißt,
nur die eine, zerbrochene und mehrmals mit Leukoplast verklebte Krone war auffindbar. So bekamen alle 5 Könige neue, von mir gefertigte Kronen maßgeschneidert und fest auf das Haupt verklebt.
Ebenso wurden diverse Beigaben bei Königen und Hirten überarbeitet, ergänzt oder aussortiert.
Wie aber wahrscheinlich schon seit Bestehen der Krippe Tradition wurde versucht, Neues und Altes nebeneinander bestehen zu lassen und nicht Gutgemeintes zu
beschulmeistern.
Bei den Figuren gab es weitaus mehr zu korrigieren und zu restaurieren: Offenkundig, eher wahllos aufgesteckte Köpfe und Hände mußten durch
proportionsgerechte Bestandteile ausgetauscht werden, abgesprungene Finger, Nasenspitzen, Ohren, Rüssel .... nach und— angeformt werden, zersprungene Körperteile leider
oft durch grobes Vernageln — gespachtelt, verleimt, neugeschnitten werden u. s. w. .
Als größtes Problem (und als größter Arbeitsbrocken) erwies sich der enorm poröse Untergrund der Bemalung - die Grundierung war
stellenweise zu Staub zerbröselt. Dadurch entstanden an allen Figuren (lt. Bilderteil) an Gesichtern, noch mehr an Händen und am schlimmsten an den Beinen derartige Absplitterungen, Ausbrüche,
Aufplatzungen‚ Risse - teilweise, vor allem an den nicht gebrauchten Figuren, bis 100 % der Oberfläche — sodaß keine dieser Figuren noch die Originalbemalung hat.
Ich habe mich aber äußerst bemüht — sofern es überhaupt noch zu erahnen war — dem ursprünglichen Aussehen möglichst nahe zu kommen. Da aber ein Aufarbeiten bis von der Grundierung her meistens
notwendig war und auch schon vor mir diverse Über- und Nachmalungen durchgeführt wurden, werden die Figuren einer gewissen “persönlichen Note", teils mehr - teils weniger, nicht entbehren können.
Ich würde mich freuen, wenn sie beim Betrachten der Krippe gut aufgenommen würde.
Neben den eher "künstlerischen" Bemühungen seien auch noch einige handwerkliche Korrekturen angeführt:
Die Drehgelenke wurden, soweit möglich, funktionsfähig gemacht — einige Figuren erwachen damit zu neuem ”Leben”. Sehr empfindliche, labile Figuren wurden in der
gewünschten Haltung fixiert. Abgerostete Drähte verstärkt oder ausgetauscht. Die Standbrettchen wurden weitgehend vereinheitlicht und wie die Bodenplatte mattolivgrün gefärbt. Dadurch kann beim
Aufstellen auf das ”staubträchtige" Moos weitgehend verzichtet werden.
Der Stallboden wurde staubfrei gemacht, das Strohdach gewaschen - ein späterer Austausch des Strohdaches gegen Holzschindel wird von mir erwogen. Meiner
Ansicht nach störende Figuren werden unter meiner Obhut nicht mehr aufgestellt. Um Krippenbesuchern außerhalb der Gottesdienstzeiten ein Betrachten der Darstellungen im dunklen Kirchenraum zu
erleichtern, wurde ein "Ganglicht" (Minutenlicht)
installiert.
Weitere kleine oder gelegentlich größere Resteurierungen / Verbesserungen werden laufend nötig sein, ebenso sind Ergänzungen vorbehalten.
Ich hoffe, durch meine Arbeit nicht nur zur Erhaltung eines rund hundertjährigen Kulturgutes beizutragen, sondern dazu einen - wenn auch noch so bescheidenen -
Beitrag zur Weihnachtsfreude bei den großen und kleinen "Krippenschauern" zu bringen.
Josef Grünsteidl e.h.
Zu Hl. 3. König 1992
Ein außerordentlicher Dank gilt Josef Grünsteidl , der uns mit seiner detailierten Arbeit an der Schönheit dieser
wunderbaren Figuren teilhaben läßt.
Fotos Krippenfiguren: Josef Grünsteidl / Foto Kirche: ©2016 Krippenfreunde Oberes Innviertel-Manfred Priester